Ich bin im Körper des blau-weißen Vogels, mein Begleiter ist der rote Vogel aus dem Wurzelchakra. „Komm, wir fliegen zum Mond!“ sagt er.
© Judy Wise |
Aus der dunklen Seite des Mondes steigt eine uralte Frau empor. Sie hat langes, silbergraues Haar und trägt einen dunklen Umhang. Sie empfängt den Fluss der dunklen Schatten mit ausgebreiteten Armen, nimmt die dunkle Energie in sich auf. Das tut sie schon seit ewigen Zeiten so. Immer, wenn die Zeit der Finsternis kommt, erwacht sie und erfüllt ihre Bestimmung, Dunkles in sich aufzunehmen. Sie wirkt sehr ruhig, aber auch müde und ein wenig erschöpft.
Plötzlich zeigt sich eine große schwarze Spinne mitten auf ihrem Solarplexus. Langsam krabbelt diese über ihre Beine auf die Oberfläche des Mondes und lässt sich an einem Seidenfaden zur Erde herunter. Sie webt ihr Netz zielstrebig zwischen Mond und Erde. Immer dichter. Als es fertig ist, geht die alte Mondfrau langsam über das Netz Richtung Erde. Schritt für Schritt setzt sie müde und vorsichtig einen Fuß vor den anderen, so als wäre sie schon seit Ewigkeiten nicht mehr gegangen.
Je näher sie der Erde kommt, desto jünger wird sie. Ihre Haut strafft sich, ihr Haar wird golden und glänzt, und ihre Augen funkeln dunkel. Auf der Erde angekommen blickt sie zurück.
© Susan Seddon Boulet |
Dort wo die Schattenfläche war, befindet sich eine große, helle, spiegelglatte vollkommen leere Fläche.
„Das kann doch nicht sein!“ rufe ich zu dem roten Vogel. „Das kann doch nicht sein, dass das Dunkle sich einfach so abspaltet und als eigenständiges Etwas im Raum herum schwebt. Ich weigere mich, das zu akzeptieren! Ich weigere mich, zu akzeptieren, dass Hell und Dunkel voneinander getrennt sind!“
Der rote Vogel lächelt mich sanft an. Da bemerke ich, dass sich die blaue und die weiße Körperhälfte in mir, die ich mittlerweile auch als Tag- und Nachtqualität erkannt habe, zu vermischen beginnt. Ganz fein laufen die Farben ineinander. Es scheint als würde aus der Vermischung der Qualitäten in mir Energie entstehen, die sich prickelnd und quirlig anfühlt. Auch mein Federkleid verändert seine Farbe und ich wachse, werde größer. Das Blau und das Weiß mischen sich zu einem Nachtsilber. War ich zu Beginn noch halb so groß wie der rote Vogel, bin ich nun auf Augenhöhe mit ihm.
Hier stehe ich - auf dem hellen Flecken der Erde und erkenne: der Mond ist ein Teil der Erde! Schon beginnt er, sich Richtung Erde zu bewegen bis er sich genau an der Stelle mit ihr wiedervereinigt, aus der das Dunkle heraus gebrochen war.
Was passiert, wenn Hell und Dunkel nicht mehr getrennt sind?
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